Immer mehr Menschen interessieren sich angesichts der Lebensdynamik für natürlichere Wege, um den Alltagsstress zu lindern. In stressigen Situationen erhöht sich nämlich unser Cortisolspiegel, was zu körperlichen Reaktionen wie Bluthochdruck, erhöhtem Blutzuckerspiegel und/oder geschwächter Immunfunktion führen kann.
Ätherische Öle unterstützen dich auch bei Stress
Aromatherapie ist eine Form der Naturheilkunde mit ätherischen Ölen, die die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt und das Wohlbefinden fördert. In diesem Blogbeitrag geht es vornehmlich um die stressreduzierenden Wirkmöglichkeiten von ätherischen Ölen und wie diese Produkte einfach in den Alltag integriert werden können.
Ich habe mich für dafür mit der Aromaexpertin und Apothekerin Catharina Woelki aus der Region Hannover ausgetauscht. Meine Gesprächspartnerin stellt schon seit vielen Jahren selbst Produkte mit ätherischen Ölen her und unterrichtet Aromatherapie und Pflanzenheilkunde bei einem renommierten Institut in Süddeutschland. Sie hat für diesen Beitrag außerdem praktische Tipps zur Anwendung geteilt. Also los geht’s: Wie kann Aromatherapie dir bei Stress helfen?
Was ist Aromatherapie?
Bei der Aromatherapie werden ätherische Öle, die aus Pflanzen gewonnen werden, auf unterschiedliche Weise angewendet. Man kann diese Öle zum Beispiel Einatmen oder Zubereitungen wie Körperöle und Lotionen auf die Haut auftragen, um körperliche und emotionale Prozesse positiv zu unterstützen. Jede Pflanze, die uns ein ätherisches Öl schenkt, hat eine körperliche und seelische Wirkung. Je nach Zusammensetzung wirken sie unterschiedlich und können Symptome lindern sowie das Wohlbefinden des Menschen verbessern.
Wie funktioniert Aromatherapie bei Stress?
Düfte haben einen direkten Zugang zu unserem Gehirn, genauer gesagt zum limbischen System. Das spielt u. a. eine Rolle bei der Regulierung von Emotionen, wie bspw. Angst oder Stress. Wenn bestimmte Duftmoleküle aus dem ätherischen Öl eingeatmet werden, können sie beruhigende oder aufhellende Reaktionen in uns auslösen.
Es gibt inzwischen einige Studien, die die Wirksamkeit der Aromatherapie, insbesondere bei Stressreduktion, stützen. Eine Studie mit Krankenschwestern in einem intensiven Arbeitsumfeld aus dem Jahr 2013 zeigte, dass die regelmäßige Inhalation von bestimmten ätherischen Ölen zu einer signifikanten Reduktion von Arbeitsstress führte. Die Teilnehmenden berichteten von weniger Erschöpfung und gesteigerter Arbeitszufriedenheit.
Welches ätherische Öl eignet sich bei Stress?
Grundsätzlich gilt ätherisches Öl ist nicht gleich Öl. Es ist eine hohe Kunst ein gutes Öl in entsprechender Qualität herzustellen. Demzufolge solltest du die Anbieter genau unter die Lupe nehmen, auf bekannte Gütesiegel sowie auf Bioqualität achten. Schließlich machen die Produkte etwas mit dir. Wenn du zum Beispiel Orange, für viele der „Gutelauneduft“ schlechthin, einatmest, dann möchtest du ja keine Spritzmittel mit inhalieren.
Übrigens als ich dieses Gespräch führte, machten wir nebenbei ein kleines Experiment: Wir tropften eine winzige Menge Bio-Orangenöl in einen kleinen Kaffeesahnebecher aus Plastik. Nach wenigen Minuten hatte das Öl bereits den Plastikboden aufgelöst. Ätherische Öle sind hoch konzentriert. Deshalb ist es wichtig, dass du nicht nur auf die Qualität achtest, sondern die Aromen wohl dosiert und gezielt anwendest. Ein sparsamer Einsatz, d. h. wenige Tropfen, sind demzufolge ausreichend. Ätherische Öle sollten keineswegs direkt und unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden. Es gibt wenige Ausnahmen wie Lavendel oder Rose, die sparsam dosiert auf die Haut gelangen können.
Bitte sprich im Zweifel immer mit einem Fachexperten oder einer Fachexpertin, die dich bei der Auswahl und Dosierung ätherischer Öle beraten können. Und bei Vorerkrankungen, gerade im Bereich der Atemwege, sprich unbedingt mit deinem Facharzt.
Welches ätherische Öl dich bei Stress unterstützen kann:
Lavendel: Lavendelöl ist eines der bekanntesten ätherischen Öle zur Stressreduktion. Es kann beruhigend und entspannend sein und auf die Produktion unseres Schlafhormons günstig einwirken. In der Regel wird es auch bei Verbrennungen, Bauchschmerzen oder Mückenstichen angewendet.
Bergamotte: Diesem Öl werden stimmungsaufhellende Eigenschaften zugeschrieben. Gefühle der Angst und Erschöpfung können gelindert und emotionale Balance gefördert werden. Wer Lavendel nicht gerne mag, ist wahrscheinlich mit Bergamotte gut beraten.
Ylang-Ylang: soll beruhigend wirken und kann das Gefühl von Frieden und Wohlbefinden fördern. Außerdem werden dem Öl schmerzlindernde und entkrampfende Eigenschaften nachgesagt. Es ist ein intensiver, sinnlicher betörender Blütenduft und sollte nur extrem stark verdünnt angewendet werden.
Neroli: ist sowas wie das "Notfallöl" in der Aromatherapie und für seine stimmungsaufhellende Wirkung bekannt. Es kann auch bei Ängsten und schwierigen Zeiten Anwendung finden.
Zitrusöle (wie Orange, Limette, Mandarine oder Zitrone): wirken erfrischend und aufheiternd. Sie fördern positive Stimmungen und helfen, Spannungen abzubauen. Nach Anbruch solltest du Zitrusöle maximal ein Jahr lang benutzen. Schreib dir also das Öffnungsdatum irgendwo auf die Flasche.
Anwendungsmöglichkeiten der Aromatherapie bei Stress
Es gibt heutzutage ganz verschiedene Möglichkeiten, wie ätherische Öle im Alltag eingesetzt werden. Die Anbieter stellen sich hier mehr und mehr auf die Bedürfnisse und leichte Handhabung ihrer Produkte ein. Leicht in den Alltag zu integrieren ist Folgendes:
Raumsprays: Ein Raumspray aus ätherischen Ölen verbessert das Ambiente zu Hause oder/und das Arbeitsumfeld. Gleichzeitig kann es auch die Keimzahl in der Luft reduzieren, gerade im Winter, oder unangenehme Düfte tilgen. Viele Menschen verbinden auch bestimmte Düfte mit angenehmen Orten, z. B. Zitrusfrüchte aus dem Sommerurlaub. Diese Assoziationen sind hilfreich für das Wohlbefinden.
Inhalation: Ein paar wenige Tropfen ätherisches Öl in einen Diffuser oder auf ein Taschentuch geben und einatmen. Benutze für den Diffuser zur Raumbeduftung idealerweise destilliertes Wasser. Das schützt die Membran des Geräts. Diese Methode wirkt direkt auf das limbische System.
Massage: Durch eine Mischung aus ätherischen Ölen und einem Trägeröl (z.B. Jojoba- oder Mandelöl) kann eine entspannende Massage durchgeführt werden. Eine Fuß- oder Handmassage ist sehr wohltuend. Dies hilft nicht nur beim Abbau von Spannungen, sondern fördert auch das allgemeine Wohlbefinden.
Bäder: Ein paar Tropfen ätherisches Öl in Sahne oder Salz vermischt ins Badewasser geben, um eine beruhigende Wirkung auf Körper und Geist zu erzielen. Besonders nach einem langen Tag kann ein Bad eine wunderbare Art sein, Stress abzubauen.
Mehr Lebensfreude auf natürliche Weise durch den Zauber der Düfte entdecken
Obwohl Aromatherapie schon seit Jahrhunderten angewendet wird, beginnt die moderne Wissenschaft erst jetzt, die Wirkmechanismen genauer zu erforschen. Dabei ist sie eine wunderbare Möglichkeit, Stress auf natürliche Weise zu lindern. Sie nutzt die enge Verbindung zwischen Duft und Emotionen, um Stress auf unterschiedlichen Ebenen zu reduzieren.
Um die für DICH richtigen Düfte für deine Bedürfnisse zu finden, darfst du dir etwas Zeit nehmen. Dann wirst du möglicherweise eine natürliche und wirksame Kraftquelle entdecken und mehr Lebensfreude spüren. Lass dich also von deiner Nase (ver)führen! Sie ist dein Boss und entscheidet, ob du einen Duft anwendest oder nicht. Und denk auch an die Fachberatung, wenn du dir bei der Anwendung oder Dosierung unsicher bist.
Duft-Gymnastik fürs Gehirn
Es ist übrigens überhaupt sinnvoll unser Riechorgan, die Nase, täglich zu trainieren. Denn Duft-Gymnastik über den Geruchssinn kann die Konzentrations- und Gedächtnisleistung fördern. Inzwischen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die diese Hinweise bestätigen.
Dufte Grüße,
Janine