In unserer modernen Welt ist es schwer geworden die Grenze zwischen Arbeit und dem Privatleben sauber zu ziehen. Mit der Verbreitung von Homeoffice und digitalen Kommunikationsmitteln ist es einfacher denn je ständig erreichbar zu sein und Arbeitsaufgaben in die Freizeit mitzunehmen. Nicht nur, dass man gedanklich über ein Problem grübelt. Schnell wird im Feierabend noch für ein Projekt zugearbeitet, sodass Grenzen mehr und mehr verschwinden. Es ist übrigens seltener, dass wir Herausforderungen des Lebens offenkundig mit ins Büro nehmen. Meistens versuchen wir dort weiter zu funktionieren, da die Angst vor existenziellen Nachteilen bei vielen sehr groß ist.
Beruflicher Stress hat ernste Konsequenzen
Kurzfristig mag beruflicher Stress mal in Ordnung sein, um mit Peakzeiten umzugehen. Aber wenn dieser Zustand zur Normalität wird, sind wir über kurz oder lang kaum noch in der Lage die Belastung zu bewältigen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich Hunderttausende an den Folgen von beruflichem Stress durch Überarbeitung. Allen, denen es schwerfällt ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Berufsleben herzustellen, haben außerdem ein erhöhtes Risiko an Burnout zu erkranken. Die Zahl der Menschen, die daran erkrankt sind, stieg in die vergangenen Jahren stetig gemäß Krankenkassenstatistiken.
Achtsames Selbstmanagement als Basis für Lebensharmonie
Die Arbeit hinter sich zu lassen und geistig abzuschalten, ist inzwischen herausfordernd, aber trotzdem notwendig. Körper und Geist brauchen ihre Zeit, um die Seele baumeln zu lassen. In unserer Leistungsgesellschaft vergessen wir die Unproduktivität allzu oft. Und wir unterschätzen sie auch. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Gegenspielers zum Stress - nämlich Erholung - zu schärfen, ist wesentlich für Lebensharmonie und ein erster wichtiger Schritt bei der Life Work Balance.
Mentale Linie zwischen Privat- und Berufsleben ziehen
Eine mentale Schranke zwischen Privat- und Berufsleben zu errichten, kann deshalb sehr sinnvoll sein. Das erfordert Aufmerksamkeit und Fokus. Denn einige haben inzwischen richtig Schwierigkeiten, auch durch digitale Entwicklungen, nichts zu tun, Familie oder Freund:innen zu genießen, Hobbies zu betreiben, etc.; geschweige denn Langeweile auszuhalten. Solch eine Barriere im Rahmen des Selbstmanagements verhilft dir aber zu Abgrenzung, einem einigermaßen gesunden Gleichgewicht und schließlich zu mehr Zufriedenheit. Viele berichten sogar, dass die Produktivität und Kreativität nach echten Auszeiten dann wieder deutlich ansteigt.
Selbst-TÜV: Wie sieht deine Waage aus und warum?
Zum Selbstmanagement gehört auch die eigenen Verhaltens- und Denkweisen ehrlich unter die Lupe zu nehmen: wie ein Selbst-TÜV. Oftmals sind sie nämlich mitverantwortlich für die Löcher in der Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Solche offenen Stellen beeinträchtigen bei vielen die Life Work Balance und liefern dir aber auch bei genauem Hinsehen Erkenntnisse für deine Regeneration.
Zeit und Selbstmanagement:
10 praktische Tipps, um die Life Work Balance zu stärken
Wie kann nun die Grenze zwischen Privatleben und Beruf wieder gestärkt werden? Von alleine passiert da meistens nichts. Leider wird auch noch in vielen Unternehmen oder Organisationen der Bereich vernachlässigt. Gesunde Pausen, gute Abwesenheitsregeln, kürzere Arbeitszeiten oder Sabbatical als Angebote sind eher die Ausnahme als die Regel. Deshalb bist du mit bewussten Entscheidungen und Maßnahmen für deine Balance verantwortlich. Und ich glaube nichts ist wertvoller als das körperliche und geistige Wohlsein!
1. Mutig sein und reden
Über Verfügbarkeiten und Grenzen kann man sprechen: Wenn man z. B. im Feierabend oder am Wochenende nicht erreichbar sein will, sollte das deutlich gemacht werden. Das verhindert Missverständnisse und hilft Erwartungen zu managen. Einige trauen sich das nicht und gehen lange über ihre Grenzen. Erforsche die Ursache und such dir evtl. dabei Unterstützung.
2. Selbstkontrolle bei den Arbeitszeiten
Eine der effektivsten Maßnahmen, die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu stärken, ist, wenn du deine Arbeitszeiten klar festlegst und sie auch einhältst. Hat auch was mit sich selbst ernst nehmen zu tun. Also: Nimmst du dich beim Wort oder nicht? Und falls nein, warum nicht?
3. Hinterfrage dich und überprüfe Prioritäten beruflich oder privat
Mach ich lieber selber: Viele scheuen sich davor etwas abzugeben oder zu delegieren. Manche können Arbeit auch nicht liegen sehen. Was steckt denn eigentlich dahinter, frage dich das. Ändere eventuell deine innere Haltung, setze Prioritäten neu oder verändere Abläufe, um deine Ressourcen zu schonen.
4. Mikromanagement hinterfragen
Das bezeichnet einen Führungsstil, bei dem Vorgesetzte die Arbeit ihrer Mitarbeitenden extrem detailliert überwachen, beeinflussen und verfolgen. Durch diese Engmaschigkeit wird fast immer hohes Arbeitsvolumen produziert, was meistens mehr schadet als es nützt. Das überhaupt zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Hier sollte man sich dann im Falle hoher Belastung gut überlegen, was man selbst ändern oder beeinflussen kann, um negative Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden langfristig zu vermeiden.
5. Home Office Arbeitsplatz definieren
Viele haben kein extra Büro. Manche sitzen in der Küche, andere im Kinderzimmer am Schreibtisch oder mit dem Head Set auf dem Sofa während sie von zu Hause arbeiten. Dadurch ist die Arbeit im Privaten heutzutage viel präsenter. Umso wichtiger wird deine Life Work Balance Disziplin, weil du räumlich die Arbeit viel näher vor der Nase hast. Helfen kann hier eine physische Trennung zwischen Arbeitsbereich und privatem Raum. Ansonsten ist dein Mindset gefragt, von den Strukturen beide Bereiche nicht zu deinen Ungunsten zu vermischen.
6. Plane Pausen für Entspannung ein
Wir brauchen Pausen. Ich werde nicht müde das zu betonen. Ein Auto fährt ja auch nicht dauerhaft von alleine, sondern brauch Energie, Wartung, Check-Ups. Ein gesunder Kalender hat also Regenerationsslots - Mittagspausen, (kurze) Spaziergänge, Atemübungen, Office Yoga, Massagen, usw.. Im Idealfall haben sie entspannenden Charakter. Du bekommst den Kopf frei und frische Energie für den verbleibenden Arbeitstag.
7. Offline
Lege Regeln für dein Nutzerverhalten fest. Deaktiviere bspw. zu bestimmten Zeiten Benachrichtigungen, die mit der Arbeit zu tun haben. Nutze im Urlaub automatische E-Mail Abwesenheitsantworten. In den freien Zeiten ständig an die Arbeit erinnert zu werden, verbaut dir die Chance wirklich zu relaxen.
8. Rituale schaffen
Schaffe dir Rituale, die den Übergang zwischen Arbeit und Freizeit markieren. Das kann die Fahrt mit dem Auto oder Rad nach Hause, Bewegung wie ein Spaziergang oder auch Entspannungsmusik sein. Je öfter du das machst, desto besser helfen dir solche Rituale zügig in einen entspannteren Modus zu wechseln.
9. Me-Time
Was macht dir Freude? Ins Leben gehören nämlich auch Zeiten nur mal für sich alleine oder für Dinge, die Freude bereiten, um die Akkus wieder aufzuladen. Egal ob das ein Hobby ist, das Ehrenamt, Sport, eine Reise oder ein Konzert - diese Zeiten sind wichtig zur Erholung und um das Leben zu genießen.
10. Unterstützung
Wenn du dich angesprochen fühlst oder Schwierigkeiten hast eine gesunde Balance zu finden, zögere nicht dir Unterstützung zu suchen. Das kann in unterschiedlicher Form sein. Manchmal hilft ein Tracker oder eine App, mal ein Gespräch mit Freund:innen oder Familie, genauso wie ein objektiver Blick durch Coaching oder professionelle Hilfe. Auch mir mir kannst du arbeiten: Lerne mich hier als Coach und Resilienztrainerin kennen. Ich unterstütze dich dabei, beide Rollen zu stärken und in eine zu dir passende Waage zu bringen.
Die Säulen des Lebens stärken
Die Schranke zwischen Arbeit und Freizeit zu stärken, erfordert also deine Aufmerksamkeit und dein Mitwirken. Du hast Gestaltungsmöglichkeiten, um die Lücken in deiner Work Life Barriere zu schließen. Erwecke auch Dinge, die außerhalb eines Jobs noch wichtig sind. Ein Job ist nur eine Säule der gefühlten Identität. Wer bist du abseits von beruflichen Zielen und Erfolg? Schaff dir eine stabile Grundlage aus weiteren Bereichen, wie z. B. in Beziehungen, im weiteren sozialen Umfeld oder mit Blick in die Zukunft. Balance kann hier in puncto Resilienz für das Leben einen großen Unterschied machen.
Für dich selber Verantwortung übernehmen
Du bist also kein Opfer der Umstände. Das ist doch eine gute Nachricht. Und deine Bedürfnisse sind wichtig. Ein ausgeglichener Mensch weiß das. Überleg dir deshalb kleine Schritte, um in Waage zu kommen. Und überfordere dich nicht. Ich kann dir aus Erfahrung sagen, Veränderung geschieht selten abrupt. Du darfst ruhig ein bisschen Zeit bei der Entwicklung einer Life Work Disziplin einplanen, dann wird es schon gut. Mindestens besser. Vielleicht aber sogar richtig geil.
Viele Grüße,
Janine